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Datenkompetenzen vermitteln – Zertifikatsprogramm Data Literacy Jena

Daten spielen eine immer größere Rolle in unserer Gesellschaft und beeinflussen unseren Alltag maßgeblich. Als "Rohstoff des 21. Jahrhunderts" werden sie bezeichnet und prägen bereits heute viele Bereiche unseres Lebens – zum Teil ohne dass wir davon wissen. Damit wir den zunehmenden Anforderungen der digitalen Welt gewachsen sind, ist es wichtig, über die notwendige Datenkompetenz zu verfügen. In diesem Kontext gewinnt das Konzept der Data Literacy einen immer größeren Stellenwert.

 

Was sind Daten eigentlich, wie begegnen Sie uns im Alltag und was ist Data Literacy?

Daten sind Informationen, die in einer kodierten Form vorliegen und in digitaler oder analoger Form gespeichert werden können. So gehören neben den klassischen Datentabellen, ebenfalls Texte, Bilder, Videos oder anderen Medien zu den Daten. Nahezu alle Bereiche unseres Lebens erzeugen Daten, sei es durch Computer, Mobiltelefone, Sensoren, soziale Medien, Online-Transaktionen oder andere Quellen.

Weiterhin kann man sagen, dass Daten rohe und unverarbeitete Informationen sind, die Potential besitzen, wenn sie analysiert, interpretiert und in einen Kontext gesetzt werden. Durch die Auswertung und Verknüpfung von Daten können Muster, Trends und Zusammenhänge erkannt werden, die uns helfen, Erkenntnisse zu gewinnen und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Die Fähigkeit Daten zu verstehen, zu analysieren und daraus Erkenntnisse zu gewinnen, ist entscheidend, um mit den Anforderungen und Möglichkeiten der heutigen Zeit Schritt zu halten. Diese grundlegende Fähigkeit nennt sich Data Literacy. Weiterhin ist Data Literacy die Kompetenz im Umgang mit Daten, die es uns ermöglicht, datenbasierte Entscheidungen zu treffen, Chancen zu nutzen und informierte Teilnehmer*innen in der digitalen Gesellschaft zu sein. Dabei geht es nicht nur um technisch-methodische Aspekte beim Umgang mit Daten, sondern auch um ethische, rechtliche und gesellschaftliche Fragestellungen, die sich bei der Erhebung, Verarbeitung und Nutzung von Daten ergeben.

In jüngster Vergangenheit konnten wir hierfür ein anschauliches Beispiel beobachten – die Covid-19-Pandemie. Infografiken und vielfältige Kennzahlen wurden regelmäßig in der Öffentlichkeit diskutiert und dienten als Grundlage für Entscheidungen. Es stellte sich heraus, dass es gerade bei solchen emotionalen und polarisierenden Themen oft eine Herausforderung ist, einen objektiven Blick auf die Daten zu bewahren. Oftmals kam es zu irreführenden oder falschen Darstellungen von Sachverhalten aufgrund unvollständiger Daten. Eine weitere Verzerrung kam außerdem durch die übermäßige Vereinfachung komplexer Sachverhalte zu Stande. In solchen Situationen ist es besonders wichtig, über ein fundiertes Verständnis von Daten und ihrer Auswertung zu verfügen sowie eine kritische Denkweise einzunehmen, um zu beurteilen, welche Informationen verlässlich sind und welche nicht.

 

„DaLiJe“ – So stärkt die Friedrich-Schiller-Universität Jena die Datenkompetenz in der Lehre

„DaLiJe“ steht für "Data Literacy Jena" und ist ein interdisziplinäres, studienbegleitendes Zertifikatsprogramm an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Das Programm wurde entwickelt, um Studierenden die Möglichkeit zu bieten, ihre Datenkompetenz zu stärken und sich mit den verschiedenen Aspekten von Data Literacy auseinanderzusetzen.

Für Studierende mit weiterführendem Interesse an Daten und deren Auswertung mit Methoden der Künstlichen Intelligenz erarbeitet die Friedrich-Schiller-Universität zusammen mit der TU Ilmenau ein weiteres Zertifikatsprogramm namens THInKI (Thüringer Hochschulinitiative für KI im Studium), welches wir bereits im Beitrag „Willkommen im Zeitalter der generativen KI – mit Risiken und Nebenwirkungen“ thematisiert und näher beleuchtet haben.

Das „DaLiJe“-Programm zielt darauf ab, den Teilnehmern ein Bewusstsein für und grundlegende Fähigkeiten im Umgang mit Daten zu vermitteln und sie im Verlauf auf fortgeschrittenem Niveau mit spezifischen Problemstellungen und Methoden vertraut zu machen. Es umfasst eine Reihe von Kursen und Workshops, in denen unter anderem Themen wie Datenanalyse, Datenvisualisierung, Datenethik, Datenschutz, Datenmanagement und statistische Methoden behandelt werden.

Dennoch muss eine klare Unterscheidung getroffen werden: Ziel des Programms ist es nicht, Expert*innen in der praktischen Arbeit mit Daten (Data Scientists) auszubilden. Allgemeine Schreib- und Lesefähigkeiten erschaffen nicht automatisch Schriftsteller*innen und Literaturwissenschaftler*innen. Dazu analog sollte Data Literacy ebenfalls als grundlegende Kompetenz verstanden werden. Nach dem Erwerb von Data Literacy besitzt man ein Bewusstsein und die benötigten Fähigkeiten, um mit relevanten Aspekten datenbasierter Methoden umzugehen. Auf dieser Grundlage kann man sich kritisch mit Daten auseinandersetzen und die Möglichkeiten, Grenzen und Gefahren bei ihrer Verwendung reflektieren.

Durch die Teilnahme am „DaLiJe“-Programm können Studierende ihre Datenkompetenz verbessern und wichtige Fähigkeiten für ihre zukünftige berufliche Laufbahn entwickeln. Das Zertifikatsprogramm bietet ihnen die Möglichkeit, sich in einer zunehmend datengetriebenen Welt zu orientieren, Daten kritisch zu hinterfragen und datenbasierte Entscheidungen zu treffen. Insgesamt trägt „DaLiJe“ dazu bei, das Bewusstsein für die Bedeutung von Data Literacy zu schärfen und den Studierenden die notwendigen Fähigkeiten zu vermitteln, um in einer datengetriebenen Welt erfolgreich zu sein.

 

Über das Programm können Studierende Zertifikate in 3 Abstufungen erhalten:

  • Awareness   Eine Einführung in die Themen rund um die Arbeit mit Daten
  • Basic             Vertiefte Kenntnisse und Fähigkeiten im Umgang mit Daten
  • Advanced     Interdisziplinäres Datenprojekt

Ein wichtiges Ziel des Data Literacy Projekts ist auch die stärkere Implementierung entsprechender Themen in die Fachausbildung der Studierenden. Dafür arbeitet das Team eng mit Lehrenden aus verschiedenen Fachbereichen zusammen und fördert die Vernetzung von Studierenden und Interessierten. Es bietet eine Plattform für Wissensaustausch, Zusammenarbeit und Weiterentwicklung von Lehrangeboten um Inhalte aus dem Bereich Datenkompetenz.

Für Lehrende aller Fachrichtungen, die Themen aus dem Bereich der Data Literacy stärker in ihre Lehre integrieren wollen, stehen an der Universität Jena unterschiedliche Unterstützungsangebote zur Verfügung.

Ein wichtiger Teil des Projekts besteht unteranderem auch darin, Lehrende mit potentiellen Kooperationspartner*innen zu vernetzen, um den Austausch über Datenkompetenz zu fördern. Dabei werden unter anderem auch Veranstaltungen wie Tagungen und Workshops organisatorisch begleitet. Neben diesem Programm gibt es an der Universität Jena weitere Unterstützungsstellen, wie die Servicestelle Lehre Lernen und das Kompetenzzentrum digitale Forschung (zedif), die Lehrende bei der Integration von Data-Literacy-Themen in ihre Lehre unterstützen. Das zedif bietet Einführungskurse zu Daten und Forschungssoftware sowie Instructor-Trainings an, um Lehrende in der Vermittlung entsprechender Tools zu befähigen.

Es ist essenziell, einen umfassenden Blick auf den Umgang mit Daten zu werfen und zu reflektieren, wie diese Themen in verschiedenen Fachbereichen behandelt werden können. Eine gezielte Vorbereitung der Studierenden auf die Herausforderungen im Umgang mit Daten ist von großer Bedeutung, indem ihnen frühzeitig relevante Kenntnisse vermittelt werden. Hierbei kann es hilfreich sein, persönliche Erfahrungen und Bedürfnisse als Ausgangspunkt zu nehmen und Themen zu identifizieren, die im Studium, in der Forschungsarbeit oder im Alltag von Nutzen sind. Durch das Eingehen von Partnerschaften mit verschiedenen Akteur*innen aus unterschiedlichen Bereichen, können gemeinsam ansprechende Angebote für Studierende entwickelt werden. Dies ist insbesondere wichtig bei Themen, die über die Grenzen der einzelnen Fachbereiche hinausgehen und die Nutzung von Daten im Alltag sowie deren gesellschaftliche Auswirkungen betreffen.

 

Sollten Sie über diesen Artikel hinaus Interesse an den Programmen haben, finden Sie weitere Informationen auf den Seiten der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Ihnen stehen die Ansprechpartner der Projekte zur Verfügung:

Data Literacy Jena (DaLiJe)
Dr. Volker U. Schwartze
dataliteracy.uni-jena.de
dataliteracy@uni-jena.de

Thüringer Hochschulinitiative für KI im Studium (THInKI)
Dr. Oliver Mothes
tzlr.de/thinki
oliver.mothes@uni-jena.de

 


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