Klein- und mittelständische Unternehmen prägen die wirtschaftliche Identität Thüringens. Es sind Bäckereien, Bekleidungsgeschäfte, Maschinenbauunternehmen, Handwerksbetriebe, aber auch Neugründungen mit innovativen Geschäftsmodellen: Sie sind beliebte Arbeitsplätze, ihre Produkte und Dienstleistungen sind dem Trend für mehr Regionalität folgend gefragter denn je.
Nicht nur in Thüringen stehen diese Unternehmen jedoch Herausforderungen gegenüber - sei es der Mangel an Fachkräften, die Energiekrise oder auf globaler Ebene der Klimawandel. Digitalisierung ist dabei ein Weg, diesen zu begegnen. Eine Studie aus dem Jahr 2022 zeigt, dass Digitalisierung nicht nur das Wachstum beschleunigt. Sie macht das Unternehmen in Krisenzeiten auch resilienter.
Welchen Weg der Digitalisierung die Unternehmen einschlagen, ist so individuell wie die Unternehmen selbst. Ein paar Fallbeispiele aus Thüringen:
Statt im Vorbestellungschaos zwischen Zetteln und Excel-Tabellen den Überblick zu verlieren, etabliert eine Bäckerei mit mehreren Filialen in Thüringen einen Online-Shop. Kund*innen wählen am Vorabend ihre Lieblingsbrötchen aus. Kommen sie am Sonntagmorgen in die lokale Filiale, liegt ihre Bestellung schon zur Abholung bereit.
Ein Metallbau-Unternehmen konstruiert Aufzugschächte, die unter erheblichem körperlichem Aufwand und hoher Fehlerquote verschweißt werden müssen. Dafür kommt jetzt ein KI-gesteuerter Robotik-Arm zum Einsatz, der nicht nur effizienter agiert, sondern die Anforderungen verlässlich umsetzt.
Auch bei einem Hersteller mit Kund*innen aus der Pharmazie, Kosmetikbranche und dem Lebensmittelbereich muss eine digitale Lösung her. DIeser erhält so viele Aufträge, dass die personelle Situation nicht mehr ausreicht, diese zu bearbeiten. Eine passende B2B-eCommerce-Software mit Schnittstelle zu ihrem System schafft personelle Ressourcen für andere Prozesse.
Was Thüringens klein- und mittelständische Unternehmen jedoch auch prägt: 99 Prozent von ihnen beschäftigen weniger als zehn Mitarbeitende. Woher also die zeitliche Ressource für die Umsetzung etwaiger Ideen nehmen? Zu häufig fehlen außerdem die Vorstellung wie bestehende Systeme und Prozesse transformiert werden können sowie das nötige Knowhow. Für all diese Unternehmen schafft der Freistaat aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus eine kostenlose Anlaufstelle. Die Trägerschaft übernimmt die Digitalagentur Thüringen.
Neben den vorgestellten Fallbeispielen erhielten in den vergangenen Monaten bereits über 150 Unternehmen Unterstützung durch das neu aufgesetzte Projekt ThEx Wirtschaft 4.0. Den unterschiedlichen Herausforderungen angepasst wird jedes Unternehmen durch das Projektteam individuell beraten. Wichtige Mittel dafür sind die Erst- und Orientierungsberatungen sowie Digital-Checks, um zu analysieren, welche wirtschaftlichen Potentiale durch digitalisierte Abläufe entfaltet werden können.
Die Berater*innen helfen Unternehmen, ein Verständnis für den Digitalisierungsprozess zu entwickeln. Zusätzlich zeigen sie auf, welche Fördermittel für die Umsetzung des Vorhabens in Frage kommen und vernetzen mit Akteur*innen z. B. aus Wissenschaft und Forschung, um nützliche Synergien zu bilden. Auch Unternehmen, die den Transformationsprozess bereits erfolgreich gestaltet haben, sind Teil des umfassenden Netzwerks.
Als Partnerinnen fungieren die Thüringer Handwerkskammern sowie Industrie- und Handelskammern. Persönliche Kontaktstellen zu den Berater*innen finden Unternehmer*innen somit am Standort der einzelnen Kammern. Der Erfurter Standort ist im Thüringer Zentrum für Existenzgründung und Unternehmertum (ThEx) angesiedelt. Der für das Projekt namensgebende Verbund umfasst neben der Unterstützung bei Digitalisierungsvorhaben weitere Projekte, die Unternehmen z. B. in den Bereichen Nachfolge, Female Empowerment und Nachhaltigkeit Hilfestellung leisten.
ThEx Wirtschaft 4.0 befindet sich derzeit noch im Aufbau. Beratungstermine, vor Ort und online, können jedoch jederzeit per Mail an wirtschaft@thueringen40.de vereinbart werden.