In ihrer Keynote erläuterte Webb, wie generative KI-Anwendungen in den nächsten Jahren nahezu alle Wirtschaftsbereiche erobern werden. Sie prognostizierte, dass die 2020er Jahre zu einer Ära der generativen KI werden und betonte dabei den disruptiven Charakter dieses Wandels.
Die heutigen sogenannten Large Language Models, zu denen auch OpenAIs GPT-4 gehört, haben die Fähigkeit, Texte mit über 25.000 Wörtern zu lesen, zu analysieren und zu verfassen - achtmal mehr als die vorherige Version, ChatGPT.
Sie sind enorm leistungsfähig, können komplexe Aufgaben in einem beeindruckenden Umfang bewältigen und liefern dabei qualitativ hochwertige Ergebnisse. Hier sind einige Beispiele für ihre Anwendungsbereiche:
- Textgenerierung: Sie können in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, wie der Erstellung von Artikeln, Geschäftsberichten, juristischen Dokumenten und vielem mehr.
- Bildinterpretation: Generative KI kann Bilder analysieren und interpretieren. Das eröffnet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten, zum Beispiel in der visuellen Assistenz für blinde oder sehbehinderte Menschen. Die KI kann Bilder beschreiben oder Objekte und Personen identifizieren.
- Content-Erstellung: Durch generative KI können Websites, Designs und visuelle Inhalte erstellt werden. Anhand einer groben Skizze kann die KI eine vollständige Website generieren oder ein Design für Logos, Grafiken und andere visuelle Elemente erstellen.
- Musik- und Kunstgenerierung: Generative KI kann auch in der Musik- und Kunstwelt eingesetzt werden. Sie kann Melodien, Songs oder komplette Musikstücke generieren, die von menschlichen Komponisten kaum zu unterscheiden sind. Zudem können KI-Modelle künstlerische Werke wie Gemälde oder Illustrationen erstellen.
- Sprachassistenten: Sprachgesteuerte KI-Assistenten wie Siri, Alexa oder Google Assistant nutzen generative KI, um menschenähnliche Gespräche zu führen und Benutzeranfragen zu verstehen. Sie können Fragen beantworten, Informationen liefern und sogar auf komplexere Anfragen eingehen.
Diese Beispiele verdeutlichen das enorme Potenzial generativer KI-Anwendungen. Sie bieten eine breite Palette von Möglichkeiten in verschiedenen Bereichen und können die Art und Weise, wie wir Informationen generieren, konsumieren und interagieren, erheblich verändern.
Dennoch warnt Webb eindringlich vor den enormen Risiken dieser Technologie und insbesondere vor eine Machtkonzentration bei einzelnen Tech-Giganten. Wie kann ein gerechter Zugang für alle sichergestellt werden, angesichts einer so wirkungsvollen und hoch komplexen Technologie? Diese Frage sollte alle politischen und zivilgesellschaftlichen Entscheidungsträgern dieser Tage beschäftigen, um dem „Risiko einer neuen digitalen Kluft“ wie Webb es nennt, etwas entgegenzusetzen. Das Ringen um Antworten hat begonnen.
Auch Bill Gates spricht von einer neuen Ära sowie davon, dass die rasante Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) Chancen und Risiken mit sich bringt. Er schildert wie KI-Methoden die Art und Weise verändern, wie Menschen arbeiten, lernen, reisen, sich medizinisch versorgen lassen und miteinander kommunizieren und dass Organisationen sich daran messen lassen müssen, wie gut sie diese Technologie nutzen. Er mahnt im Gleichklang zu Amy Webb, dass Regierungen und Zivilgesellschaft sicherstellen müssen, dass wirklich alle von KI profitieren und dass sie Ungerechtigkeit verringert, anstatt sie zu verstärken:
Es ist wichtig, dass Regierungen und Politiker*innen die Chancen und Risiken von KI im Blick behalten. Sie müssen sicherstellen, dass die KI-Entwicklung ethisch vertretbar ist und dass die Technologie nicht dazu beiträgt, Diskriminierung und Ungleichheit zu verstärken. Es ist auch wichtig, dass die Gesellschaft sich darauf vorbereitet, dass KI viele Arbeitsplätze ersetzen wird, und dass Maßnahmen ergriffen werden, um sicherzustellen, dass Menschen auf diese Veränderungen vorbereitet sind und dass sie Zugang zu den Vorteilen der KI haben.
Diesen „Hype“ und die damit einhergehenden Apelle nehmen wir zum Anlass, um gemeinsam mit dem Thüringer Zentrum für lernende Systeme und Robotik (TZLR) eine Artikelreihe zu KI-Projekten und ‑angeboten in Thüringen zu starten.
Wir beginnen beim Aufbau von KI-Kompetenz:
Die wohl beste Maßnahme, um Menschen auf die geschilderten Veränderungen und Anforderungen des KI-Zeitalters vorzubereiten, sind Investitionen in den breiten Aufbau von Kompetenzen über alle gesellschaftlichen Ebenen hinweg sowie die zielgerichtete Entwicklung von Nachwuchstalenten und Arbeitskräften. Modulare Zertifizierungen können helfen, den Bedarf an KI-Know-how in Unternehmen und Verwaltungen rascher zu decken als es rein durch den Erwerb traditioneller mehrjähriger Hochschulabschlüsse möglich ist.
THInKI: Thüringer Hochschulinitiative für KI im Studium
Passend dazu haben sich die Friedrich-Schiller-Universität Jena und die Technische Universität Ilmenau zusammengeschlossen und die Thüringer Hochschulinitiative für KI im Studium, kurz THInKI, ins Leben gerufen. Ziel des vom BMBF sowie vom Land gefördertem Verbundprojektes ist es, ein gemeinsames Bildungsprogramm zu entwickeln und anzubieten, welches eine große Bandbreite von Technologien zu KI sowie deren Anwendungsfeldern in Wissenschaft und Praxis für Interessierte an den Hochschulen abdeckt.
Das Programm von THInKI beinhaltet die Weiter- und Neuentwicklung von Studieninhalten aus verschiedenen Fakultäten beider Hochschulen, welche ihre Präsensveranstaltungen durch digitale Formate ergänzen, um das Programm allen Interessierten an den jeweiligen Lehrstühlen beider Hochschulen zugänglich zu machen. Das KI-Bildungsprogramm wird durch ein modularen und praxis-nahes Zertifikatsprogramm ergänzt, das sich an Studierende und Graduierte mit besonderen fachlichen Anforderungen richtet und auf drei Kernelementen basiert: Entwickeln, Anwenden und Reflektieren. Dabei werden nicht nur technische, mathematische und informatische Grundlagenkenntnisse zu KI vermittelt, sondern auch ethische, soziale, rechtliche und pädagogisch-didaktische Themen abgedeckt.
Es sind bereits zahlreiche Disziplinen und Lehrstühle beider Universitäten beteiligt.
Das Thüringer Zentrum für Lernende Systeme und Robotik (TZLR) übernimmt die übergreifende koordinatorische Aufgaben, die sich nicht nach den beiden Universitäten aufteilen lassen. Außerdem strebt das TZLR den Wissenstransfer der entstehenden Lehrmaterialen in die Wirtschaft an, so dass auch Unternehmen zukünftig davon profitieren können.
Das Projekt wird über 4 Jahre von einem Forschungsteam der FSU begleitet und evaluiert, um sicherzustellen, dass es den Anforderungen der Interessierten und zeitgemäßen Bildungsstandards entspricht. Als Verbundprojekt strebt es zudem eine vielfältige Vernetzung der Universitäten an: eine interdisziplinäre Vernetzung, eine Vernetzung verschiedener Module im Rahmen des Zertifikatsprogramms sowie die Vernetzung von Studierenden, Lehrenden und Forschenden im Bereich von KI-Kompetenzen.
Insgesamt ist THInKI ein vielversprechendes Projekt für Thüringer Studierende und Graduierte, die an einer fundierten Aus- und Weiterbildung in KI-Technologien und -Anwendungen interessiert sind. Mit einem breiten Spektrum an Themen und Kompetenzstufen sowie einer flexiblen und praxisnahen Erarbeitung ist es eine wertvolle Ergänzung für ein tragfähiges und zukunftsfähiges Curriculum.
Quellen:
https://open.spotify.com/episode/5AIHy3U7P0LWjFvUNLpycs?si=IXUArlXmRbO9NKtFmEGrgg&nd=1
https://futuretodayinstitute.com/wp-content/uploads/2023/02/Artificial_Intelligence-1.pdf
https://www.bbc.com/news/world-us-canada-64967627
https://aibusiness.com/nlp/5-key-takeaways-from-sxsw-2023
https://www.zeit.de/digital/internet/2022-03/zukunftstechnologien-ki-metaverse-biotech-amy-webb