Digitaler Wandel an Hochschulen
An den Hochschulen hat die Digitalisierung zu einem amüsanten Paradox geführt: digitale Inhalte werden immer mehr selbst zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, während Seminare und Vorlesungen zum Teil noch immer mit dem Over-Head-Projektor untermalt werden. Um diese Lücke im System zu schließen, hat das Land Thüringen gemeinsame mit den Hochschulen eine Strategie zur Digitalisierung von Bildung und Forschung entwickelt. Diese soll digitale Kompetenzen zu einem festen Teil im Hochschul-Puzzle machen. Individualisierte und hochschulübergreifende Lernangebote sind Ziele, die in Pilotprojekten erste Testflüge wagen. Dabei müssen Wege gefunden werden, mit dem straffen Laufschritt der Digitalisierung mitzuhalten. Vielleicht kann Thüringen als moderner Bildungs- und Forschungsstandort so schon bald die Herzen junger Menschen auf der ganzen Welt im Sturm erobern.
- Mehr Teamarbeit
- Mehr interdisziplinäres Arbeiten
- Mehr internationales Arbeiten
- Flexible Arbeitszeiten & Arbeitsorte
- Mehr selbstorganisiertes Arbeiten
- Weniger straffe Hierarchien
Mit Fellowships, also Stipendien, fördert Thüringen innovative Ideen für neue Lehrmethoden. Lehrkräfte können sich mit ihren Konzepten für eine einjährige Förderung bewerben und werden mit etwas Glück von einer Jury aus Lehrenden und Studierenden verschiedenster Fachrichtungen ausgewählt. Das Besondere dabei ist, dass die Fördergelder hierbei personengebunden fließen. Die Ziellinie gilt als erreicht, wenn viele überzeugende Best-Practice-Beispiele entstanden sind.
Die Hausarbeit ist schon seit Wochen abgegeben, aber Feedback gab es noch keins? Ist der Platz im Wunschkurs gesichert oder muss ein Ausweichkurs her? Solche Probleme können im Studienalltag auch den sonnigsten Tag eintrüben. Wie genial wäre da ein gutes System, dass das Organisieren des Studiums für alle Beteiligten leichter macht. Manche Hochschulen verfügen zwar bereits über sogenannte Campus-Management-Systeme, schöpfen ihre Anforderungen und Möglichkeiten aber noch nicht aus. Studierende, Lehrende und auch die Verwaltung sollten die Vorzüge der Digitalisierung in vollen Zügen genießen dürfen. Hier neue Ansätze zu entwickeln, ist Ziel der Digitalstrategie. Dabei müssen gesetzliche Bestimmungen eingehalten werden und kontinuierlicher Fortschritt muss von Anfang mitgedacht werden.
Die rasante Entwicklung der Technologie hat es ermöglicht, dass Informationen und wissenschaftliche Publikationen in nie dagewesenem Umfang online verfügbar sind. Noch vor wenigen Jahren unvorstellbare Datenmengen können erhoben, in Simulationen generiert, ausgewertet und gespeichert werden. Nicht zuletzt deshalb können Forschende über die Grenzen von Institutionen, Ländern und Kontinenten hinweg mit geringem Aufwand zusammenarbeiten. Die Thüringer Hochschulen und der Freistaat befürworten den möglichst offenen Zugang zu den Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung. Auch Forschungsergebnisse aus Thüringen sollen es zukünftig zu internationaler Bekanntheit schaffen und dauerhaft leicht zugänglich sein. Das Konzept „Open Access“ hat an den Thüringer Hochschulen in den vergangenen Jahren unter dem Schlagwort „Digitale Bibliothek Thüringen“ bereits ersten Einzug gehalten.
Die Qualität der Forschung in Thüringen ist ein wesentlicher Standortfaktor. Die Existenz eines kreativen, innovativen und nachhaltig geförderten Umfeldes zieht Expert*innen national und international an. Digitale Forschungsfelder und -ideen sollen daher künftig stärker gefördert, Zusammenarbeit verstärkt, Wissenstransfer mit neuen Technologien entwickelt und die Chancen der Digitalisierung sichtbar gemacht werden.
Welche Maßnahmen sind geplant?
- Pilotvorhaben zur Förderung digitaler Innovationen und deren Transfer
- Wettbewerbe für digitale Innovationen
- KI Datenbank, in der Unternehmen kompetente Partner finden können
- Unterstützen von High-Tech Gründungen in Thüringen
- Teststrecke Quantenkommunikation für Sicherheit im Internet
Open Access an Hochschulen
Die Idee von Open Access ist es, wissenschaftliche Literatur und Daten uneingeschränkt und in der Nutzung kostenfrei über das Internet weltweit zugänglich zu machen sowie Barrieren bei ihrer Nachnutzung abzubauen. Die Thüringer Hochschulen bekennen sich zu diesen Prinzipien. Sie treten künftig noch stärker dafür ein, dass die Ergebnisse von öffentlich geförderter Forschung zum Nutzen für Wissenschaft und Gesellschaft ohne Einschränkungen zugänglich gemacht werden. Open Access wird zu einem Wandel im wissenschaftlichen Publikationsverhalten führen.
Die dazugehörigen infrastrukturellen Voraussetzungen sind bereits geschaffen (Digitale Bibliothek Thüringen). Die Hochschulen sensibilisieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, verstärkt in Open-Access-Medien zu publizieren und bieten Information bzw. Beratung der Wissenschaftler*innen durch Open-Access-Beauftragte an den Hochschulbibliothekszentren an. Die Hochschulen intensivieren darüber hinaus ihre Zusammenarbeit in den Bereichen Elektronisches Publizieren und Open Access im Rahmen des Kooperationsverbundes Thüringer Hochschulbibliotheken mit der Digitalen Bibliothek Thüringen (DBT) als gemeinsamer Plattform.
Förderprogramm ProDigital
Das Thema Digitalisierung betrifft sämtliche Lebensbereiche und fordert daher insbesondere von den Innovationstreibern in Thüringen – den Hochschulen und Forschungseinrichtungen – ihre Kompetenzen in den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen zu stärken und Antworten zur Nutzung der mit der Digitalisierung einhergehenden Chancen zu formulieren.
Das Landesprogramm „ProDigital“ fördert digitale Innovationen in der grundlagenorientierten und anwendungsnahen Forschung. Im Ergebnis eines wettbewerblichen Verfahrens werden Vorhaben der technischen und nichttechnischen Innovation sowie der Begleitforschung zu Fragen der Digitalisierung gefördert. Neuerungswert, Transferorientierung sowie kooperativ-interdisziplinäre Forschungsprojekte zwischen Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Kooperationspartner*innen werden besonders adressiert.