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Digitale Stadt & digitale Vernetzung des ländlichen Raumes

Im Thüringen von morgen sollen Stadt und Land eng vernetzt sein. Das Leben im ländlichen Raum und in städtischen Siedlungsgebieten soll in vergleichbarer Weise lebenswert und komfortabel sein. So wird Thüringen als Ganzes ein guter Ort zum Leben bleiben, auch für die stetig wachsende ältere Bevölkerung. Zudem sorgt eine höhere Attraktivität der Region für weniger Abwanderung innerhalb Deutschlands und in andere Länder. Gleichzeitig regen die Veränderungen die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland an, was immer wichtiger wird. Smarte, flexible Verkehrsprojekte und eine gezielte Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Bürgern bilden hier die entscheidenden Stellschrauben.

Ganze 58 Prozent der Bürger*innen Thüringens leben auf dem Land (Destatis, 2014). Die schrumpfende Bevölkerung in Kombination mit dem stark steigenden Anteil der über 65-Jährigen machen neue Strategien für die Sicherung von Mobilität, Gesundheit und Versorgung zu einem wichtigen Teil der Digitalisierung. Vor allem, da immer mehr Menschen im Alter allein leben.

Wie kann die ländliche Vernetzung aussehen?

  • Digital unterstützte, individuelle Mobilitätslösungen wie Rufbusse, Ruftaxis oder Online-Mitfahrzentralen
  • Digital optimierte Rettungsketten für eine bessere medizinische Versorgung
  • Digital unterstütztes Einkaufen
  • Mehr gesellschaftliche Teilhabe durch digitale Kulturangebote oder mobile Verwaltungsbüros

Lokale Netzwerke

Manchmal liegt die eigentliche Lösung nicht in mehr Technologie, sondern in einer cleveren Nutzung ebendieser. Große Potenziale schlummern zum Beispiel in nutzerfreundlichen digitalen Freiwilligen- und Nachbarschaftsbörsen, in denen sich engagierte Mitbürger*innen entsprechend ihrer Kompetenzen und Interessen austauschen und vernetzen können. Schon heute leistet bürgerschaftliches Engagement vielerorts unersetzliche Hilfe bei der Sicherung der Daseinsvorsorge.

Jeder hat schon von ihr gehört: die SmartCity. Aber wie soll so eine smarte Stadt aussehen?  Im Kern geht es darum neue digitale Technologien gewinnbringend in alle Lebensbereiche einfließen zu lassen. Sowohl das private Leben der Bürger*innen als auch Verwaltung und Wirtschaft in der Stadt sollen durch digitale Technologien smarter und dichter vernetzt sein, um das Leben der Einwohner*innen nachhaltig zu verbessern.

 

Ziele für die digitale Stadt

  • Reduzieren von Emissionen
  • Senken des innerstädtischen Verkehrs durch Verkehrsflussoptimierung (z. B. Luftreinhalteplan Gera),
  • Ausbau der Fahrradinfrastruktur und Radfahrer*innensicherheit (z. B. Radverkehrskonzept in Jena, Verkehrsentwicklungsplan Erfurt)
  • Ausbau von öffentlich verfügbarem WLAN (z. B. Weimarnetz, Freifunk Community Stadt Gera).

In den Thüringer Städten sollen smarte Verkehrsprojekte für eine bessere Vernetzung von öffentlichem Nahverkehr und motorisiertem Individualverkehr sorgen. Wer auf dem Land lebt und entweder kein Auto besitzt oder ab und zu bewusst auf das Gefährt verzichten möchte, braucht bisher viel Geduld. Busse fahren nur ein paar Mal am Tag und in den frühen und späten Stunden meist gar nicht mehr. Flexible Mobilitätsangebote werden künftig dafür sorgen, dass Bürger*innen im ländlichen Raum ähnlich gut angebunden sind, wie ihre Mitbürger*innen in der Stadt. Welche digitalen Technologien hier den größten Erfolg versprechen, wir die nahe Zukunft zeigen. Das „Demografische Themenjahr 2019/2020“ konzentriert sich in diesem Zuge auf die Themen „Mobilität & Digitalisierung“. Erste Pilotprojekte bieten allerdings schon jetzt einen Vorgeschmack, auf das, was möglich ist.

 

Was kann smarte Mobilität?

Internationale Modellprojekte zeigen, dass die digitale Vernetzung deutliche Erfolge in der Modernisierung von Mobilität und Energie-Management verspricht. Eine adaptive Verkehrssteuerung beispielsweise, die sich flexibel an die aktuelle Verkehrslage anpasst, kann die durchschnittliche Fahrzeit um bis zu 20 Prozent senken. Intelligente Straßenlampen senken den Stromverbrauch sogar um bis zu 75 Prozent (Europäische Kommission, 2016, McKinsey & Company, 2013).

Im Gesundheitswesen bietet die Digitalisierung sehr viele Chancen, effizientere und günstigere Versorgungsformen zu entwickeln. Im Vergleich zu anderen Branchen fehlt es allerdings noch an praxistauglichen Lösungen. Dabei könnte der Bereich der Telemedizin das Gesundheitswesen völlig revolutionieren. Schon 2014 nutzten mehr als ein Drittel der 60- bis 69-Jährigen das Internet zur Kommunikation mit Ärzt*in und Kasse (McKinsey & Company, 2014). Die Offenheit gegenüber telemedizinischen Angeboten ist also vorhanden. Und neben älteren Patient*innen profitieren auch Menschen mit chronischer Erkrankung und Patient*innen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind in besonderem Maße von der digitalen Vernetzung mit Arzt*in und Apotheke.

Ebenso können E-Health Angebote den Austausch zwischen Ärzt*innen verschiedener Fachbereiche fördern und erleichtern, was die ganzheitliche Behandlung komplexer oder unklarer Krankheitsfälle deutlich verbessern würde. Dabei ist es natürlich von großer Wichtigkeit, dass gute Wege zur Einhaltung von Daten- und Informationsschutz gefunden werden, die Patient*innen als mündige Bürger*innen behandeln.

 

Welche Ziele hat die Digitalisierung des Gesundheitswesens?

  • Die medizinische Versorgung in Notfällen verbessern
  • Die Rettungskette durch bessere Vernetzung von Rettungsleitstellen optimieren
  • Die ambulante Versorgung durch Online-Sprechstunden vereinfachen
  • Den digitalen Austausch von Daten zwischen Patient*in, Ärzt*in und Apotheke fördern

 

Rechtliche Hintergründe der Telemedizin

Die gesetzliche Basis für den Ausbau von E-Health Anwendungen bildet das Bundesgesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen (E-Health-Gesetz). In diesem wurde ein konkreter Plan für den breiten Ausbau digitaler Anwendungen im Gesundheitsbereich festgelegt. Durch höchste Sicherheitsstandards im digitalen Gesundheitswesen soll die Akzeptanz in der Bevölkerung gezielt gestärkt werden, begonnen bei der elektronischen Gesundheitskarte.

Eine transparente und sichere Kommunikation der verschiedenen Systeme im E-Health Bereich ist die Grundvoraussetzung für einen flächendeckenden Ausbau der digitalen Lösungen in Arztpraxen und Krankenhäusern. Deshalb wurde die Gesellschaft für Telematik (gematik) verpflichtet, ein Interoperabilitätsverzeichnis zu erstellen, das die verschiedenen Standards der IT-Systeme im Gesundheitswesen transparent macht (www.vesta-gematik.de).

Digitalagentur als zentrale Anlaufstelle

Mit uns – der Digitalagentur Thüringen – wurde Mitte 2019 eine zentrale Anlaufstelle mit unterschiedlichen Beratungs- und Unterstützungsleistungen etabliert. Dabei nehmen wir insbesondere Querschnittsthemen für die Digitalisierung im ländlichen Raum in den Blick.

Dazu zählen einerseits die Prozessberatung von Kommunen und Landkreisen hinsichtlich des privatwirtschaftlichen sowie geförderten Breitbandausbaus insbesondere im ländlichen Raum. Zum anderen unterstützt die Digitalagentur ressortübergreifend die Bearbeitung und Weiterentwicklung der Digitalstrategie.

 

Themenjahr “Mobilität & Digitalisierung”

Im Thüringen von morgen sollen der ländliche Raum und städtische Siedlungsgebiete optimal vernetzt sein. Die Kommunen der Zukunft sollen durch smarte und flexible Verkehrsprojekte, mehr Zusammenarbeit sowie die Nutzung von Technologien für ein selbstbestimmtes Leben, lebenswert bleiben. Insgesamt schafft eine gute Vernetzung flächendeckend komfortable Lebensbedingungen, insbesondere für eine alternde Gesellschaft.

Im Rahmen dieser Maßnahme sollen u. a. Modellwohnungen entwickelt werden, welche aufgrund ihrer technischen Ausstattung und infrastrukturellen Voraussetzungen (u. a. Smart Home, Smart Health, Sensorik, Smarter Notruf, barrierefreie Zugänge) ein selbstbestimmtes Leben der unterstützungsbedürftigen Menschen fördern. Die Unterstützungsleistung des Programms liegt insbesondere im Aufbau passender Infrastrukturen.

Nach einer erfolgreichen Demografiekonferenz in 2019 sowie weiteren Regionalkonferenzen zu den Themen nachhaltige Mobilität, Mobilität und Digitalisierung sowie Telemedizin, werden auch in den kommenden Jahren weitere Demografiekonferenzen folgen.

 

Telemedizinische Versorgungsnetzwerke

Zur Verbesserung der medizinischen Versorgung wurden telemedizinische Versorgungsnetzwerke in Thüringen aufgebaut. Schwerpunkte hierbei sind die Versorgung im ländlichen Raum, die Versorgung von chronisch Kranken sowie die Notfallversorgung.

Damit kann auch die bundesweite Telematik-Infrastruktur genutzt werden, die auf der Grundlage des E-Health-Gesetzes eine gesicherte elektronische Kommunikation der Akteure im Gesundheitswesen ermöglicht.

Zu den initiierten und geförderten Projekten gehören die Telemedizinische Unterstützung bei Hausbesuchen durch speziell geschulte Versorgungsassistent*innen in der Hausarztpraxis (Tele-VERAH), ein Telemedizinisches Kardiologie-Netzwerk, die Elektronische Einsatzdatenerfassung und –übertragung für den Notarzt, die Telemedizinische Versorgung von Parkinson-Patient*innen, Demenz-Patient*innen und Patient*innen mit depressiven Erkrankungen im Alter sowie die „E-Health-Cloud Eisenberg“.


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